Warum es diesen Blog ohne Zazen wohl nicht geben würde
Bis jetzt beschränken sich meine Erfahrungen mit dem Schreiben auf handschriftliches Gekritzel, welches dazu diente, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen und natürlich E-Mails und technische Abhandlungen im Job.
Seit der Schulzeit waren grammatische Regeln und Spitzfindigkeiten für mich schon immer ein Problem und etwas, dass in meiner Welt, grundsätzlich abzulehnen war. Es ging mir, wie bei so vielem anderen, nur um den Inhalt, später dann um die Schönheit und Mehrdeutigkeit im Text. Die Einstellung zu diesen Regeln war im Nachhinein gesehen fasch, der Rest hat sich jedoch nie verändert.
Darüber nachgedacht meine Gedanken und Erfahrungen irgendwo in leserlicher Form niederzuschreiben und eventuell auch andere daran teilhaben zu lassen, hatte ich schon oft. Ich wusste, dass mir die Kreativität beim Schreiben und das Gestalten der Website viel Freude bereiten würde. Das Teilen meiner Gedanken mit anderen und deren Meinung waren mir wichtig, sogar so wichtig, dass Sie mich davon abgehalten haben, es zu tun. Außerdem habe ich zu viel darüber nachgedacht, was gut ankommen könnte und womit ich am meisten Reichweite erzielen könnte.
Was hat das alles aber jetzt mit Zazen zu tun? Nun ja, ein Text von Uchiyama Kōshō hat mir geholfen, diesen ersten Text nun endlich online zu stellen.
Grob zusammengefasst kommt in der Geschichte eine unglückliche Frau zu ihm. Diese liebt das Malen seit Kindertagen und konnte in Ihrer Jugend, durch Unterstützung ihrer Eltern eine berühme Malerin in Tokio werden. Durch einen Schicksalsschlag musste Sie jedoch zurück aufs Land und ihre Eltern unterstützen, da diese den gesamten Besitz verloren hatten. Nachdem ihre Eltern sehr alt waren und in die Pflege übergeben wurden, war auch Sie älter geworden und wurde bei einem erneuten Versuch der Malerei in der Kunstwelt nicht mehr beachtet. Sie konnte keine Bilder mehr verkaufen und musste deshalb einen anderen Job annehmen.
Uchiyama Kōshō antwortete ihr (Zitat):
„Sie unterliegen einem Denkfehler! Die meisten Leute glauben, der Besitz ihrer Vorfahren sei etwas Selbst- verständliches, aber das ist nicht so! Vielmehr ist es doch selbstverständlich, dass fast jeder ohne viel Besitz leben muss. Und trotzdem hat der Besitz Ihrer Eltern es Ihnen ermöglicht, bis Mitte zwanzig das Malstudium zu betreiben, das Sie so liebten. Das ist doch etwas, für das Sie dankbar sein müssten! Und als Sie dann schließlich Ihren Besitz verloren haben, waren Sie doch schon Ende zwanzig, oder? Und auch wenn Sie nun wirklich keinen Besitz mehr haben sollten, ist es doch, wenn Sie jetzt weinen und klagen: Wäre bloß mein Besitz nicht verlorengegangen!", nur ein Phantom der Vergangenheit, das Sie mit sich herumschleppen. Sie müssen nunmehr die Augen für Ihre gegenwärtige Realität öffnen und von Ihrem besitzlosen, nackten Ich aus neu beginnen.
Und dass Sie in Ihren Zwanzigern malten, dass Ihre Bilder ausgestellt und prämiert wurden - wenn Sie sich an diese Zeit erinnern und denken, es müsse jetzt noch einmal so werden und dann weinen und klagen, wenn dies nicht so läuft, ist das nicht auch nur ein Phantom der Vergangenheit? Sie müssen dieses Phantom, es solle noch einmal so werden wie mit Zwanzig, über Bord werfen und von Ihrer jetzigen Realität ausgehen!
„Ganz grundsätzlich malen Sie doch eigentlich, weil Sie die Malerei lieben, weil Sie malen möchten, nicht wahr? Deswegen sollten Sie sich auch damit zufrieden geben! Ich finde, wenn Sie die Bilder malen können, die Sie mögen und sich dann nur darüber beklagen, dass Sie sie nicht verkaufen, dann geht Ihre Gier zu weit. Es ist doch ganz in Ordnung, dass Sie für Ihren Lebensunterhalt jobben. Sollten Sie sich nicht darüber freuen, dass Sie dadurch leben und Ihr Talent in Ihrem Hobby verwirklichen können, ob Sie nun dabei beachtet werden oder nicht?
Sehen Sie mich an. Ich übe Zazen nicht, um es zu verkaufen. Ich führe schon seit dreißig Jahren ein Zen-Leben. Die ersten zwanzig Jahre war ich dabei von der Welt total im Stich gelassen und übte mein Zazen bettelarm, mit oder ohne Essen und ohne jegliche großen Sprünge. Ich tat dies, weil man gerade, wenn man inmitten eines solchen Lebens Zazen übt, die Bedeutung seines eigenen Lebens erkennt“
- Uchiyama Kōshō
Ich bin zwar in keiner unglücklichen Situation oder mittellos, aber ich wurde von wirtschaftlichen Überlegungen und dem Wunsch nach Anerkennung davon abgehalten, im Hier und Jetzt das zu tun, was mich selbst glücklich machen würde. Generell sehe ich darin ein schönes Beispiel dafür, wie Zazen im alltäglichen Leben helfen kann Unsicherheiten und Ängste zu überwinden.
Du willst mehr über Zen im Alltag erfahren?
Für alle Interessierten kann ich vielleicht nicht als Einstieg, aber nach den ersten ernsthaften Versuchen Zen im Alltag zu leben das Buch "Das Leben meistern durch Zazen" von Uchiyama Kōshō herausgegeben vom Angkor Verlag empfehlen.
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